Sonntag, 24. Dezember 2017

Vom Warten aufs Christkind - und von guten Wünschen fürs Neue Jahr!

Ach, wie unendlich lang ist heut' der Tag!
Die Kinder zählen jeden Glockenschlag.
Nun endlich doch verglüht hoch über'm Tal
Im Westen sanft der Sonne gold'ner Strahl.

"Sieh, Schwesterlein, nun wird es draußen Nacht;
Schon ist ein gold'nes Sternlein aufgemacht.
Ein zweites jetzt und mehr und immer mehr.
Dort wohnt das Christkind mit dem Engelheer."

Die Kleinste spricht: "Kennt ich nur seinen Stern!
Vom Himmel fliegen säh ich's zu gern;
Doch weiß ich wohl, die Mutter sieht's allein,
Es huscht ganz heimlich in das Haus hinein."

"Horch! Hörst du's knistern?" Und sie atmen kaum,
"Gewiss, das Christkind bringt den Tannenbaum!
Er brennt! Er brennt!" Es fällt ein heller Schein.
Durchs Schlüsselloch ins dunkle Kämmerlein.

Nun spürt man schon der Tanne würz'gen Hauch.
Der Bruder fragt: "Kannst du dein Sprüchlein auch?
Ich hab' mir mein's soeben aufgesagt,
Dass ich nicht stocke, wenn das Christkind fragt."

Die Schwester nickt! - Ein helles Glöcklein klang;
Dem kleinen Pärchen wird so wonnigbang.
Die Tür springt auf; aus grüner Zweige Kranz
Strahlt blendend hell der Weihnachtskerzen Glanz.

Und jetzt zum Tisch! Oh, wie das jauchzt und lacht:
"Oh, sieh nur, was das Christkind mir gebracht!"
Die Wangen glühn, die Augen blitzen klar;
Am Hals der Eltern hängt das frohe Paar.

Nun spielen sie am hellen Weihnachtstisch;
Wie bleiben doch die Äuglein heut' so frisch!
Der Sandmann, der zu früher Zeit sonst naht,
Hat sicher heut verfehlt den rechten Pfad.

Doch endlich ruft die Mutter: "Nun ins Nest,
Damit ihr frisch erwacht am Weihnachtsfest!
Zu Bett! Zu Bett!" Die Lichter löschen aus,
Und Engel halten Wacht am stillen Haus.

Julius Sturm



Betty wünscht allen jungen
und jung gebliebenen LiteraturfreundInnen:
Ein kurzweiliges Warten aufs Christkind,
glückliche und gesegnete Weihnachtstage
und ein friedevolles Neues Jahr 2018!

Samstag, 21. Oktober 2017

Von einem unverstellten Himmel, farbenfrohen Karussells, philosophischen Bären - und dem Recht der Kinder auf gute Seiten im Internet...

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen.
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.

Eduard Mörike







Eigentlich heißt dieses Gedicht ja "Septembermorgen". Aber es will mir noch besser zum Oktober passen. Ich mag es sehr, denn sowie ich es lese oder höre, spüre ich genau den Zauber, der sich einstellt, wenn das Licht durch den frühen Nebel dringt und die Landschaft in herbstliches Gold eintauchen lässt.


Ich bin dem Dichter wieder begegnet. Im Literaturmuseum in Marbach am Neckar, der Geburtsstadt des Dichters Schiller, der noch etwas früher lebte als Mörike. Dass Eduard Mörike gern in der Natur war, lässt sich dort unschwer feststellen. Wir können dort seinen Spazierstock und einen Teil seiner großen Sammlung an Steinen und Fossilien, die er von allen seinen Wanderungen heim trug, bewundern.


















Aber auch den originalen alten Turmhahn vom Kirchturm des baden-württembergischen Dorfes Cleversulzbach, wo der Dichter einst Pfarrer war, findet ihr dort. Diesen Hahn hatte er vor dem Wegwerfen bewahrt und ihm ein sehr langes Gedicht gewidmet. Hier könnt ihr klicken, wenn ihr die Geschichte nochmals nachlesen wollt. 

Geboren ist Mörike nicht allzu weit weg von Marbach, in Ludwigsburg, wo ich immer wieder gerne Schloss und Garten besuche und als Kind schon immer meine Eltern ordentlich nervte, damit wir dort hinfuhren. Dort gibt es im Oberen Ostgarten ein restauriertes altes Karussell, auf dem sich in früheren Zeiten vor allem die Erwachsenen der Hofgesellschaft vergnügten. Zum Glück gibt es ja auch heute noch - oder wieder - Große, die zugeben, dass sie hin und wieder noch gern spielen. Deshalb hatte ich auch vor drei Jahren, als ich mit dieser Seite begann, ein Foto dieses Karussells als Symbolbild gewählt. Ihr findet es auf der rechten Seite dieses Blogs. Denn die Seite sollte ja allen jungen und jung gebliebenen Literaturfreundinnen und Literaturfreunden gewidmet sein.


Pferdekarussell im Oberen Ostgarten
Blühendes Barock Ludwigsburg




Nun, gerade beim Stöbern in einer Buchhandlung in der Schillerstadt Marbach ergab es sich, dass mir ein Bilderbuch über ein Karussell-Gedicht in die Hände fiel. Ein anderer Dichter war es, der es schrieb, - und er meinte natürlich auch nicht dieses Karussell, sondern eines, das er in einem Park in Paris, im Jardin du Luxembourg gesehen hatte.


Und dies ist das Gedicht:

Das Karussell
Jardin du Luxembourg

Mit einem Dach und seinem Schatten dreht
sich eine kleine Weile der Bestand
von bunten Pferden, alle aus dem Land,
das lange zögert, eh es untergeht.
Zwar manche sind an Wagen angespannt,
doch alle haben Mut in ihren Mienen;
ein böser roter Löwe geht mit ihnen
und dann und wann ein weißer Elefant.

Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald,
nur dass er einen Sattel trägt und drüber
ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt.

Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge
und hält sich mit der kleinen heißen Hand
dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge.

Und dann und wann ein weißer Elefant.




Und auf den Pferden kommen sie vorüber,
auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprunge
fast schon entwachsen; mitten in dem Schwunge
schauen sie auf, irgendwohin, herüber –.

Und dann und wann ein weißer Elefant.

Und das geht hin und eilt sich, dass es endet,
und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel.
Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet,
ein kleines kaum begonnenes Profil –.
Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet,
ein seliges, das blendet und verschwendet
an dieses atemlose blinde Spiel ...

Rainer Maria Rilke





Mit einem weißen Elefanten kann das Karussell in Ludwigsburg nun nicht dienen, mit Pferden und Hirschen aber schon. Das Karussell jedoch, das der Dichter vor Augen gehabt haben könnte, zeigt euch dieses stimmungsvolle Bilderbuch.

Rainer Maria Rilke:
Das Karussell
mit Bildern von Isabel Pin
Berlin 2008 (Kindermann)
€ 15,90
ISBN 978-3-934029-28-6
Überall im Buchhandel


Oder ihr lasst in euch euer eigenes Bild von einem Karussell entstehen. Lest das Gedicht so oft, bis ihr es auswendig könnt, dann schließt die Augen. Wenn ihr ein Bild in euch habt, holt euch Stifte, Farben und Papier - und los geht es!


Das Rilke-Haus in Fischerhude


Steg am Rilkehaus in Fischerhude
Ein wenig bin ich vor einigen Wochen auch diesem Dichter begegnet, auf einer Kurzreise zu einer Tagung nach Bremen, wo ich auch die Künstlerdörfer Worpswede und Fischerhude ganz in der Nähe besuchte. Diese liegen in einer Moorlandschaft, die gerade im Herbst Malerinnen und Maler wie Paula-Modersohn-Becker, Otto Modersohn, Fritz Overbeck und Heinrich Vogeler zu ihren schönsten Bildern inspirierte. Diese Fotos zeigen das ehemalige Atelierhaus von Rilkes Frau, der Malerin und Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff, die dort wohnte und arbeitete. Heute beherbergt das Haus, das von einem wunderschönen Garten umgeben ist, ein Café. Trotz des Regens an diesem Tag hat sich die Blumenpracht des Gartens inmitten der Wasserlandschaft des Flüsschens Wümme noch einmal in ihren schönsten Farben gezeigt.





Im Garten des Rilke-Hauses in Fischerhude


Sonnenuntergang an der Hamme
Klein-Helgoland/Worpswede
Dass die Malerinnen und Maler sich von dieser Landschaft gern verzaubern ließen, konnte ich gut nachfühlen bei diesem Sonnenuntergang an der Hamme bei Worpswede.




















Vor zwei Wochen war mein Sohn Raphael, den ich ja nicht mehr so oft sehe, weil er in Köln lebt und studiert, bei mir zu Besuch. Er ist ebenso gern in der Natur wie ich und so haben wir manche Wanderung zusammen unternommen. Dieses Foto zeigt ihn, als wir vom Hohlohturm die Aussicht über den nördlichen Schwarzwald genossen.


Mit Raphi auf dem Hohloh-Turm im Schwarzwald

Steg durchs Hohloh-Hochmoor
im Nordschwarzwald

Auch dieser Turm liegt in einer geheimnisvollen Moorlandschaft, durch die Stege führen, weil man sonst sehr leicht versinken könnte. In dieser Gegend finden sich noch Schmetterlinge, die leider nur noch selten zu bewundern sind, wie der Trauermantel.

Trauermantel im Wildsee-Moor





Der Hohlohsee im Nordschwarzwald
Hier am Hohlohsee entfaltet Maler Herbst seinen Farbenzauber.












Im Hohloh-Hochmoor


Wohin gehen jung gebliebene Mütter mit ihren Kindern gerne, auch wenn diese Kinder schon groß sind? Natürlich in den Tierpark! Und so bekamen wir Lust, gemeinsam wieder einmal ein nahe gelegenes Wildgehege aufzusuchen, wo wir sehr "gechillte" Braunbären antrafen, die sich wohl bald für den nahen Winterschlaf rüsten.









Bären habe ich schon immer geliebt, Bücher von Bären auch, so dass mir gleich ein Lieblingsbuch aus Kindertagen in Erinnerung kommt, von dem sich noch heute kleine und große Leserinnen und Leser gern verzaubern lassen.

Pu der Bär, den ihr sicherlich auch aus Filmen als "Winnie Puh" kennt, erlebt mit Christopher Robin und seinen tierischen Freunden Ferkel, Kaninchen, Eule, I-Aah, Tiger, Känga und Klein-Ruh herrlich komische, unvergessliche Abenteuer im Hundertsechzig-Morgen-Wald. Sie sind für immer in unseren Herzen festgeschrieben. Und am schönsten ist es, wenn wir sie uns vorlesen oder vorlesen lassen!

Alan Alexander Milne:
Pu der Bär
Gesamtausgabe
Einbandgestaltung von Konstantin Buchholz
Einband und Illustrationen von Ernest H. Shepard
Aus dem Englischen von Harry Rowohlt
Hamburg 2009 (Dressler)
€ 15,90
ISBN-13: 978-3-7915-1339-3
Überall im Buchhandel








Aber wisst ihr auch, wie es zu dieser Geschichte kam - und wer der kleine Schwarzbär war, die sie auslöste? Oder vielmehr: Eine kleine Schwarzbärin, die ein kanadischer Soldat und Tierarzt einst einem Trapper abkaufte. Dieses Bilderbuch erzählt die spannende und rührende Geschichte, von Winnie, die später im Londoner Zoo Alan A. Milnes Sohn Christopher Robin kennenlernen sollte.

Lindsay Mattick
WINNIE
Die wahre Geschichte des berühmten Bären

Mit Illustrationen von Sophie Blackall
Übersetzung aus dem Amerikanischen
Münster 2015 (Bohem)
€ 19,95
ISBN 978-3-95939-027-9
Überall im Buchhandel

Heute, am 21.Oktober, ist übrigens "Tag der Kinderseiten". Denn es ist wichtig, dass Kinder im Internet gute Seiten vorfinden, auf denen sie sich informieren, Lerntipps und Ideen einholen oder auch einfach spielen und Spaß haben können, ohne von Erwachsenen, die es nicht gut mit ihnen meinen, - denn solche gibt es leider auch! -, für dumm verkauft, ausgenutzt oder ausspioniert zu werden. In diesem Blog auf der rechten Seite - ziemlich unten - habe ich schon seit längerer Zeit Links für Kinder aufgelistet, die zu empfehlen sind, und es werden immer wieder welche hinzukommen. Ihr braucht euch einfach nur durchzuklicken.

Kinder haben das Recht auf gute Bildung und gute Medien - und dies gilt es immer wieder einzufordern. Bücher, in denen Kinder sich über dieses Recht und weitere Kinderrechte nach der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN) informieren können, waren eine Zeitlang vergriffen und kaum mehr zu bekommen. Umso erfreulicher ist es, dass in diesem Jahr ein solches neu erschienen ist, worin ihr viele eurer Fragen verständlich beantwortet bekommt.

Anke M. Leitzgen:
DAS SIND DEINE RECHTE
Das Kinderrechte-Buch
Mit Illustrationen von Signe Kjær
Weinheim 2017 (Beltz)
€ 14,95
ISBN: 978-3-407-82178-2
Überall im Buchhandel


Niemals zum Essen, nur zum Anschauen:
Fliegenpilze im Hohloh-Moor

Ich selbst habe hier ja "nur" ein persönliches Blog, in dem ich euch meine Eindrücke erzähle und Bücher empfehle, die ich selbst kenne und mag. Und leider schaffe ich es auch nicht immer, so oft neue Beiträge zu einzustellen, wie ich das eigentlich gern möchte. Denn ich habe ja noch meinen Beruf, in dem ich auch mit Kindern arbeite, und darüber hinaus so manches weitere Schreibprojekt. Ich hoffe, dass es euch, wenn ihr euch hierher "verirrt" habt, dennoch ein bisschen gefällt. Ihr könnt mir jederzeit auch gerne unten einen Kommentar hinterlassen. Oder schreibt mir unter: Bettine@bettys-corner.de!

Meine 4-beinige Freundin aus dem Odenwald
In jedem Fall wünsche euch noch einen schönen, farbenfrohen Lese-Herbst!

Herzliche Grüße

Eure Betty





Donnerstag, 6. Juli 2017

Von sommerlichen Abenteuern - und Träumen, die Groß und Klein auf Reisen führen...



Sommergedicht

Ich bin der Sommer
In erbsengrünen Hosen
und kirschrotem Wams
ziehe ich lustig einher.
Heb ich den Finger,
blüh'n Rosen.
Heb ich die Hand,
rauscht die Welle im Meer.
Spiel ich die Flöte,
tanzt der Delfin,
duftet's nach Wiesengrün
und Jasmin.

Mascha Kaléko


Ein merkwürdiges Erlebnis fällt mir ein, sobald ich die Gedichte der von mir sehr geliebten Dichterin Mascha Kaléko in ihrer wunderbaren, bilderreichen Sprache lese. Es war mir so gruselig, dass ich lange nicht darüber sprechen konnte, weil es mich so sehr beschäftigt hat. Ich sollte in einer Bibliothek einer Runde zum Teil sehr kleiner Kinder in Begleitung ihrer Eltern Bilderbücher vorstellen. Ich stellte mir das ganz nett vor und freute mich darauf. Niemanden in dieser Runde kannte ich zuvor, ich war also zunächst für die Kinder dort eine Fremde. Dennoch kamen viele sehr schnell zutraulich angekrabbelt und setzten sich in meine Nähe. Ich hatte das Bilderbuch "Schnip" gewählt, die Geschichte eines jungen Vogels, der sich zunächst nicht zu fliegen getraut, aber vielen anderen Tieren hilft und am Ende doch noch zum Helden wird. Kein Buch von der grellen, schrillen Sorte, eher eine ruhige, zärtliche Erzählung in sanften Farben. 


Claudia Lagermann: Schnipp
Illustrationen von Hanneke Siemensma
Aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann
Münster 2015 (Bohem)

ISBN 978-3-95939-015-6
Überall im Buchhandel


Die Kinder waren gewiss noch etwas schüchtern, aber sie hörten interessiert zu und schauten sich die Bilder an. Ab und zu krabbelten sie ein wenig herum, wie das sehr kleine Kinder nun mal gern tun. Das störte mich nicht. Wer würde denn verlangen, dass sie mäuschenstill sitzen blieben? Andere schnuckelten sich ganz entspannt auf den Teppich, eines schlummerte gar ein wenig. Auch das fand ich nicht schlimm, denn ich lese selbst gern Bücher zur Entspannung und nutze sie, um zur Ruhe zu kommen. Es war ein später Nachmittag im Herbst und so ein Tag ist für kleine Kinder, die meist schon in eine Krippe oder einen Kindergarten gehen, lang und anstrengend. Für meine Schulkinder, die ich sonst betreue, hätte ich mir manches Mal gewünscht, dass sie sich so entspannen könnten. Aber ihr wisst ja selbst, wie anstrengend Schule ist! Am Ende sangen wir das Abendlied "Der Mann im Mond" von Mascha Kaléko, das ich selbst sehr gern habe. Die Kinder kannten es noch nicht, deshalb hörten sie erst einmal zu oder summten nur mit. Beim nächsten Mal hätten sie sich gewiss daran erinnert und mitgemacht.

Was soll ich sagen? Es gab kein nächstes Mal. Und es sollte mir übel ergehen! Die Eltern beschwerten sich bei der Bibliotheksleitung. Sie fanden nämlich, das sei ja doch alles viel zu langweilig für ihre Kinder gewesen. Außerdem hätten sie doch etwas lernen sollen! Ja, auch nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr! 


Ich will ehrlich sein: Ich bin leicht zu erschrecken! Ich habe großen Respekt vor Kindern. Es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, diese Kleinen, die mich noch gar nicht kannten, um diese Uhrzeit gleich beim ersten Termin zuzukaspern und dann noch zu verlangen, sie müssten jetzt unbedingt alle mitmachen - und womöglich noch alle dasselbe tun! Das aber wurde wohl von mir erwartet. Nun ist das gewiss kein Beinbruch, solche Sachen passieren. Dann war ich eben nicht die Richtige für diese Aufgabe. Ich hatte zu dieser Zeit noch sehr viel anderes um die Ohren, deshalb entschied ich mich, mein Honorar zu spenden und anderen Platz zu machen, die es möglicherweise besser können. Vielleicht war es feige, so schnell aufzugeben? Ich weiß es nicht. Für die Kinder stimmte es mich ein wenig traurig. Ich fühle, dass wir in einer hektischen Zeit leben, wo uns überall "Action" geboten wird. Die viele Elektronik, von der wir umgeben sind, kann großen Spaß machen, aber sie macht uns auf Dauer auch nervös und zapplig, und zwar uns Große ebenso wie die Kleinen. Sich auf etwas Ruhigeres einzulassen, braucht Zeit und Geduld. Und die haben wir kaum mehr, weil unser Kalender so voll ist. Keine Zeit mehr, Bilder einfach nur auf sich wirken zu lassen. Keine Zeit mehr für Gedichte. Oder? 

Wenn ihr anderer Meinung sein solltet, möchte ich euch dazu einladen. Und deshalb habe ich das Bilderbuch hier schließlich doch empfohlen. Ich habe ihm gewiss Unrecht damit getan, dass ich es bislang nicht tat. Es kann nichts für all die Missverständnisse und mein Unbehagen! Und noch weniger kann die Dichterin Mascha Kaléko dafür, diese Malerin mit Worten, die, wenn sie noch leben würde, in diesem Juni 110 Jahre alt geworden wäre! Auf ihr Buch "Träume, die auf Reisen führen" stieß ich in einer meiner Lieblingsbuchhandlungen. Darin findet ihr den "Mann im Mond" und ebenso unser Sommergedicht. Ihre Gedichte laden zum Träumen ein. Vielleicht finden manche Erwachsene das nicht gut. Sie denken, wenn Kinder träumen, lernen sie nichts. Aber ich sage euch: Das ist ein großer Irrtum! Denn wer träumen kann, schafft sich eine reiche innere Welt. Und auf die kann er - oder sie - immer zurückgreifen, auch dann, wenn es in der Außenwelt mal nicht so toll aussieht.

Mascha Kaléko, Eva-Maria Prokop (Hrsg.):
Träume, die auf Reisen führen. Gedichte für Kinder.
Mit Bildern von Hildegard Müller
München 2016 (dtv/Reihe Hanser)
ISBN
978-3-423-64027-5
Überall im Buchhandel



Natürlich blieb es, wie immer, wenn ich mich in eine gute Buchhandlung verirre, nicht bei einem einzigen Gedichtbuch. Ich fand gleich noch ein weiteres und las mich darin fest. Die Gedichtsammlung "Großer Ozean" ist schon etwas älter, aus dem Jahr 2000, wurde 2001 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und war so erfolgreich, dass sie immer wieder neu aufgelegt wird. Auch hierin finden sich Gedichte für alle - Große wie Kleine - und vielleicht macht es doch Spaß, gemeinsam hineinzuschauen und manches neu und anderes wiederzuentdecken.

Hans-Joachim Gelberg (Hrsg.):
Großer Ozean. Gedichte für alle.
Weinheim 2015 (Beltz & Gelberg)

ISBN 978-3-407-74631-3
Überall im Buchhandel




Aussicht vom Königsstuhl/Rügen



Kremser in Putgarten auf Rügen

















Leuchttürme Arkona/Rügen



Ehemaliger Leuchtturm Ranzow
Auf Reisen war ich vor einigen Wochen wieder - auf Rügen - und fand auch diesmal - außer Meer, Kreidefelsen und Leuchttürmen - allerlei Wundersames.



















Peilturm Arkona - Wer hat den Mond auf die Turmspitze gesteckt???





So entdeckte ich einen fahrbaren Bücherschrank, der von Dorf zu Dorf zieht, damit Klein und Groß gut mit Büchern versorgt sind. Auf dem Weg dorthin kam es auch zu mancher vierbeinigen Begegnung...













 

Als ich dann sogar einen "Bücherbahnhof" gefunden hatte, könnt ihr euch denken, wo ich die nächsten Stunden zugebracht habe...














Betty am Meer


Katerchen Paul - auch ganz oben im Bild - verriet mir während meines Frühstückstees sein Lieblingsbuch für diesen Sommer: "Ab heute wird's wild und gefährlich" erzählt die Geschichte der Hauskatze Molly, die ihr Zuhause verliert, da ihr Frauchen ins Seniorenheim muss und dort keine Haustiere erlaubt sind. Sie kann dem Transportkäfig fürs Tierheim knapp entkommen - und macht sich auf den Weg in die Wildnis. Nun ist jedoch zu vermuten, dass sie vom wilden Leben bislang wenig Ahnung hatte. Das große Abenteuer beginnt!



Martina Baumbach, Katrin Engelking:
Ab heute wird's wild und gefährlich
Stuttgart 2017 (Thienemann)
ISBN:
978-3-522-18447-2
Überall im Buchhandel















Wer sich auf Abenteuer begibt, der kann etwas erzählen!  Erinnerungen, die miteinander geteilt werden, beginnen meist mit den Worten: "Weißt du noch?" Und zuweilen fällt im Rückblick ein magischer Schimmer auf unsere Abenteuer - und unser äußeres und inneres Erleben verbinden sich zu etwas ganz Neuem. Davon erzählt dieses stimmungsvolle Bilderbuch.

Zoran Drvenkar, Jutta Bauer:

Weißt du noch
München 2017 (Hanser)
ISBN:
978-3-446-25478-7
Überall im Buchhandel





 






Ich wünsche euch einen tollen Sommer! Und mögen euch viele schöne Erinnerungen davon im Gedächtnis bleiben!

Eure Betty












Freitag, 17. März 2017

Von gewitzten Vögeln, von Wölfen, die aus Büchern fallen, - und anderen märchenhaften Tierabenteuern...

Krokus
Hoch oben von dem Eichenast
eine bunte Meise läutet
ein frohes Lied, ein helles Lied,
ich weiß auch, was es bedeutet.

Es schmilzt der Schnee, es kommt das Gras,
die Blumen werden blühen;
es wird die ganze weite Welt
in Frühlingsfarben glühen.

Die Meise läutet den Frühling ein,
ich hab' es schon lange vernommen;
er ist zu mir bei Eis und Schnee
mit Singen und Klingen gekommen.

Hermann Löns




Das helle Lied der Meise. Habt ihr es schon gehört? Manchmal kündet es schon an sonnigen Wintertagen vom nahenden Frühling. Plötzlich ist dann eines Morgens vor dem Fenster die Luft erfüllt vom Schwatzen der Stare, die aus dem Süden zurückgekehrt sind und sich einen Spaß daraus machen, andere Vögel täuschend echt zu imitieren. Bei Vögeln, die immer bei uns sind, wie zum Beispiel dem Bussard, fällt uns dies manchmal gar nicht gleich auf. Jedoch: ein Pirolruf im März? Hier lohnt es sich dann doch, genau hinzuschauen! Seht ihr dann einen gesprenkelten, ununterbrochen schwatzenden Gesellen, etwa so groß wie eine Amsel, nur etwas schlanker, so war es gewiss der Star, der euch an der Nase herumführte.


Märzenbecher
Noch verrückter ist die Geschichte, die ich erst kürzlich erlebte: Ich war auf dem Weg von der Schule zum Parkplatz, als ich plötzlich ein Miauen hörte. Es war unverkennbar die Stimme des roten Katers, der in einer benachbarten Villa wohnt und oft seine Spaziergänge über den Schulhof macht. Er hat ein ganz besonderes "Miau", es ist nicht zu verwechseln. Aber als ich mich umsah, war da nirgendwo eine Katze zu sehen! Ich wunderte mich. Das Miauen schien außerdem aus einem Baum zu kommen, aber ich hatte den Kater noch nie auf diesen Baum klettern sehen. Dessen Rinde ist zu glatt und seine Äste beginnen erst sehr weit oben. Kein guter Kletterbaum für eine Katze! Stattdessen, als ich nach oben blickte, saß dort ein großer, bunter Vogel - ein Eichelhäher! - und schaute mich verschmitzt an. Ich kenne ihn recht gut, er hält sich oft in den hohen Bäumen rund um die Villa auf. "Du hast nicht etwa soeben 'Miau' gesagt?" Eine gescheitere Frage war mir nun nicht eingefallen. In diesem Augenblick hörte ich es wieder - und sah es. Der Vogel imitierte perfekt die Stimme des Katers, die er bestimmt schon oft gehört hatte! Er miaute noch mehrmals. Und es schien mir, als ob er dabei lachte!

Solange die Bäume noch kein Laub tragen, lassen sich Vögel sehr gut beobachten. Wenn ihr die Vögel, von denen ich hier erzählt habe, noch nicht kennt, könnt ihr unter folgendem Link nachschauen: Vogel und Natur. Dort findet ihr viele Tipps zur Vogelbeobachtung und auch ein Vogellexikon mit sehr guten Fotos, wo ihr vergleichen und euch die Namen der Vögel einprägen könnt. Interessantes erfahrt ihr dort auch über den Vogel des Jahres 2017: Den Waldkauz. Dieser ist weniger gut zu beobachten, weil er tagsüber gern ruht und dafür nachts unterwegs ist. Beim Naturschutzbund NABU wurden deshalb in und um Nistkästen Waldkauz-Webcams eingerichtet, wo ihr den Vögeln beim Brüten und später beim Aufziehen der Jungen zusehen könnt. Klickt euch rein! Viel Spaß beim Beobachten!



Der Eichelhäher wiederum gehört zu den Rabenvögeln. Diese gelten als sehr klug und besonders begabt. Und es wird ihnen Sinn für schöne Dinge nachgesagt! Ihr kennt bestimmt Geschichten um die angeblich "diebische" Elster, die ihr Nest in Wirklichkeit einfach gern mit glänzenden Sachen schmückt. Um einen Raben geht es auch in diesem stimmungsvollen Bilderbuch. Rabe Oskar liebt... - das weite blaue Meer, weiches grünes Gras, den Duft des Frühlings, süße rote Kirschen, bunte Herbstblätter - und vieles mehr. Und er lädt uns ein, ihn zu begleiten. Und einander zu erzählen, was wir lieben. Vielleicht auch, dies selbst in ähnlich kunstvollen Bildern auszudrücken. Denn in jedem von uns steckt ein Künstler - oder eine Künstlerin! Und dabei spielt es gar keine Rolle, wie alt wir sind.



Britta Teckentrup:
Oskar liebt...
München 2016 (Prestel)
ISBN: 978-3-7913-7269-3
Überall im Buchhandel





Tiere begegnen uns in vielen Büchern - und manchmal fallen sie auch heraus! Dies passierte - ausgerechnet! - einem Wolf, der sich ratlos vor einem riesigen, übervollen Bücherregal wiederfand und sich auf die mühevolle Suche machte nach einer Geschichte, in die er wohl passen könnte. Ob er eine fand? Was meint ihr?

"Der Wolf, der aus dem Buch fiel" ist ein pfiffiges, witziges Buch, das beim Anschauen neugierig auf noch mehr Bücher macht!

Grégoire Mabire/Thierry Robberecht:
Der Wolf, der aus dem Buch fiel
Ravensburg 2015 (Ravensburger)
ISBN 978-3-473-44668-1
Überall im Buchhandel



Lust auf mehr Märchen, in denen Tiere vorkommen? Bestimmt kennt ihr aus der Sammlung der Gebrüder Grimm die "Bremer Stadtmusikanten", jene vier verwegenen Tiergesellen, die sich auf den Weg machen, um einen besseren Platz für sich zu suchen? Dieses Märchen ist nun letztes Jahr zum stolzen 90. Gebuirtstag der bekannten und beliebten Illustratorin Gerda Muller in einem neuen, bezaubernden Bilderbuch erschienen, für das natürlich sie selbst die wunderschönen Bilder gemalt hat. Viel Spaß beim Wiedersehen mit Esel, Hund, Katze und Hahn!

Gerda Muller
nach den Gebrüdern Grimm:
Die Bremer Stadtmusikanten
Frankfurt 2016 (Moritz)
ISBN 978-3-89565-320-9
Überall im Buchhandel




Narzisse (Osterglocke)

Einen schönen (Lese-)Frühling wünscht euch

Betty