Donnerstag, 22. Dezember 2016

Vom Wiederfinden der Stille, von Ländern mit viel Schnee - und von manch ungewöhnlicher Freundschaft

Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heilges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigts wie wunderbares Singen –
O du gnadenreiche Zeit!

Joseph Freiherr von Eichendorff



Wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu. Mit diesem einen meiner liebsten Weihnachtsgedichte möchte ich Euch nun einen schönen und friedevollen Jahreswechsel wünschen!

Das Weihnachtsgedicht von Joseph von Eichendorff stammt aus einer Zeit, die etwa 200 Jahre zurückliegt. Eine Zeit, die wir uns heute nur schwer vorstellen können. Keine, in der etwa "alles besser" war, wie manche gerne glauben möchten, o nein! Aber sie kannte mehr Ruhe und Stille. Es war eine Welt ohne Elektrizität und Elektronik. Eine Welt ohne Autos, ohne Computer und ohne Geräte, die Musik abspielen konnten. Wer Weihnachtslieder hören wollte, musste dorthin gehen, wo gesungen wurde und wo Menschen Instrumente spielen konnten. Oder selbst singen oder ein Instrument spielen. Am besten beides! Wer hingegen Ruhe und Stille suchte, der konnte sie noch finden.

Wir können uns diese Stille nicht mehr ganz zurückholen. Aber wir können uns kleine stille Oasen schaffen. Die Augen schließen, uns Gedichte und Geschichten aus anderen Zeiten und Gegenden anhören und in sie eintauchen. Vielleicht sogar ein Gedicht, das uns gut gefällt, auswendig lernen und es uns selbst aufsagen, wann immer es uns danach ist. Und für einen Augenblick unsere laute Welt draußen lassen.

Manchmal hilft uns auch eine schnurrende Katze, um zur Ruhe zu kommen. Bei uns hat Lisa diesen Job übernommen - und sie macht ihn sehr gut!




Skandinavien, das sind die nördlichen Länder Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen und Island, mit wunderschönen Landschaften, in die wir uns gerne träumen, wenn uns zur Weihnachtszeit der Schnee fehlt.

Dänemark lässt uns sogleich an die Märchen von Hans Christian Andersen denken, wie "Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen" oder "Die kleine Meerjungfrau", Schweden kennen wir vor allem aus den bezaubernden Geschichten Astrid Lindgrens, die uns die Abenteuer von Pippi, Michel, Madita oder den Kindern aus Bullerbü immer wieder miterleben lassen, oder auch aus den herrlichen Bilderbüchern von Sven Nordqvists "Pettersson und Findus". In Norwegen spielt "Sofies Welt" von Jostein Garder, ein spannender Roman über die Geschichte der Philosophie. Aus den anderen Ländern fallen uns schon nicht mehr so viele Geschichten ein, obwohl es dort ebenso wunderbare gibt, die hier nur fast niemand kennt. Höchste Zeit also, sie kennenzulernen und zugleich etwas über Weihnachtsbräuche in diesen Ländern zu erfahren!



Esther Kalb (Hrsg.):
Skandinavische Weihnachten

Mit Texten von:
Astrid Lindgren
Sven Nordqvist
Hans Christian Andersen
Selma Lagerlöf u.v.

Hamburg 2016 (Oetinger)
ISBN-13: 978-3-7891-0415-2
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Irgendwann geht die Weihnachtszeit vorüber; die Tage werden schon ab jetzt wieder länger, aber der Winter wird hier in Europa noch eine Zeit andauern. Deshalb braucht es mehr Vorlesegeschichten, weshalb ich Euch hier eine weitere, ganz bezaubernde Geschichtensammlung von bekannten und weniger bekannten Autorinnen und Autoren empfehle:


Barbara Gelberg (Hrsg.):
Einmal, als der Bär ans Meer kam
Die schönsten Vorlesegeschichten mit Bildern von Anke Kuhl und Philip Waechter

Geschichten von Katja Alves, Martin Auer, Zsusza Bánk, Kirsten Boie, Alina Bronsky, Wieland Freund, Josef Guggenmos, Kenneth Graham, Peter Härtling, Finn-Ole Heinrich, Franz Hohler, Janosch, Åsa Lind, Paul Maar, Erwin Moser, Salah Naoura, Christine Nöstlinger, Uri Orlev, Mirjam Pressler, Hilke Rosenboom, Oliver Scherz, Jürg Schubiger, Rafik Schami, Frederik Vahle, E.B. White, Frederik Vahle, Martina Wildner u.v.a.m.

Weinheim 2016 (Beltz)
ISBN: 978-3-407-82169-0
Überall im Buchhandel

Um eine ungewöhnliche Freundschaft geht es im nächsten Buch. Ein Leopard und eine Maus? Kann das gut gehen? Lest selbst! "Rigo und Rosa" ist eine berührende Geschichte um das, was Freundschaft ausmacht, begleitet von wunderschönen Zeichnungen.

Lorenz Pauli, Kathrin Schärer:
Rigo und Rosa
28 Geschichten aus dem Zoo und aus dem Leben
Zürich 2016 (Oell Füssli)
ISBN 978-3-7152-0710-0
Überall im Buchhandel









Manche von Euch werden Weihnachten feiern, manche nicht; sie feiern dafür andere Feste im Laufe des Jahres, die ihnen wichtig sind.

Egal, was, wo, wann, mit wem und wie Ihr feiert:

Möge es stets ein friedevolles Fest sein, das Ihr genießen könnt, mit den Menschen, die Ihr lieb habt, mit viel Zeit zum Genießen und Freuen, zum Spielen und Erzählen!

In diesem Sinne wünsche ich Euch schöne Ferien, tolle Feiertage und einen guten Start im Neuen Jahr!

Eure Betty

Dienstag, 1. November 2016

Vom Malersmann Herbst, vom Abenteuer der Buntheit und Vielfalt, vom Glück... - und vom Lachen, das alle verbindet

Der Herbst, der ist ein Malersmann,
er malt die grünen Blätter an.
In vielen Farben leuchtet bald
der buntgeschmückte Wald.

Der Herbst geht durch das ganze Land,
und hält er Rast am Wegesrand,
sind Fluss und Tal in Dampf getaucht,
weil er sein Pfeifchen schmaucht.

Kinderlied (Text: Walter Krumbach)



Und schon bringt Maler Herbst, den der Sandmännchen-Dichter Walter Krumbach hier so schön beschreibt, die Wälder zum Leuchten und zeigt uns an, dass wieder ein Jahr bald zu Ende geht. Immer wieder bedeutet der Herbst für viele von uns auch: Sich auf Neues einstellen. Ein neues Schuljahr. Neue Aufgaben. Neue Gesichter. Und - hoffentlich - neue Freundschaften!

Frankfurter Buchmesse 2016 - Messeturm





Frankfurter Buchmesse 2016 - Bei den Kinder- und Jugendbuchverlagen
Eine besondere Jahreszeit ist der Herbst für alle, die Bücher lieben.
Im Monat Oktober werden auf der Buchmesse in Frankfurt neu erschienene Bücher für Groß und Klein vorgestellt. In riesigen Hallen finden sich: Bücher, Bücher, Bücher... Und hier und da sind auch manche Autorinnen und Autoren persönlich anzutreffen. Ich bin hingefahren und habe mich umgesehen. Es ging mir wie immer, wenn es von allem sehr viel - fast zu viel - gibt: Ich lasse mich hierhin und dorthin treiben, schaue und staune, trödle, verpasse vieles und muss wieder gehen, ohne alles gesehen zu haben. Trotzdem hat es mir großen Spaß gemacht.

Frankfurter Buchmesse 2016 - Lesezelt


Ein Buch, das mir im Vorübergehen aufgefallen ist und mich angesprochen hat, möchte ich Euch hier vorstellen. Es handelt von nichts weniger als vom Glück! Glück hatte die Eichel, die das Eichhörnchen versteckt hatte. Glück, dass dieses Eichhörnchen das Versteck nicht wiederfand. So etwas passiert Eichhörnchen oft und ist nicht schlimm, weil diese Tiere stets reichlich Wintervorräte anlegen. Es wird trotzdem gut über den Winter gekommen sein. Aus der vergessenen Eichel jedoch kann ein stattlicher Baum wachsen, trotz vieler Gefahren, denen er jedesmal wiederum mit Glück entgeht. Mit phantasievollen Bildern erzählt diese Geschichte von den vielen Zufällen des Lebens, die zum Wachsen und Gedeihen - und zum Glück nötig sind.

Gewidmet ist das Buch "den Bäumen, den Wäldern und allen, die sie schützend bewahren". Dies erinnert uns an unsere Verantwortung! Denn es ist das Holz von Bäumen, aus dem unser Papier gemacht ist, aus dem wiederum die Bücher sind. Umso schöner, wenn ein Buch von Bäumen erzählt und uns Menschen zur Achtsamkeit gegenüber der Natur ermahnt!


Ghislaine Roman:
Puh!
Illustrationen von Tom Schamp
Aus dem Französischen von Gertrud Posch
Bohem Verlag
ISBN 978-3-95939-037-8
Überall im Buchhandel
 
 


So bunt wie die Farben des Herbstes sind auch wir Menschen selbst. Jede und jeder von uns hat eine eigene unverwechselbare Persönlichkeit, bringt eigene Talente und Begabungen mit und hat eine eigene Geschichte zu erzählen. Manche sind weit gereist. Oder ihre Eltern oder Großeltern kommen aus anderen Gegenden der Welt.

Bei unserem Kinderclub, den "Lesefüchsen", haben wir neulich unsere Sprachen, die außer Deutsch zuhause gesprochen werden, zusammengetragen und festgestellt, dass es bei uns ebenso viele verschiedene Sprachen wie Kinder in unserem Club gibt. Dies ist eine große Chance, voneinander lernen zu können! Aber dafür müssen wir bereit sein, einander zuhören. Bücher in mehreren Sprachen können uns dabei helfen.

"Bestimmt wird alles gut" ist die sensibel erzählte Geschichte einer Flucht, wie sie viele Kinder, die neu bei uns in Europa angekommen sind, auf ihre eigene Weise hinter sich haben. Die bekannte Kinderbuchautorin Kirsten Boie hat zwei geflüchtete Kinder aus Syrien in ihrer eigenen Nachbarschaft kennengelernt. Sie hat sich von ihnen erzählen lassen, was sie erlebt hatten, und es aufgeschrieben. Das Besondere an diesem Buch: Es kann auf in deutscher und arabischer Sprache gelesen - und natürlich vorgelesen - werden. So lernen wir nicht nur einander, sondern auch unsere Sprachen gegenseitig besser kennen.

Kirsten Boie/Jan Birck:
Bestimmt wird alles gut
Übersetzung ins Arabische: Mahmoud Hassanein
Leipzig 2016 (Klett-Kinderbuch)

ISBN: 978-3-95470-134-6
Überall im Buchhandel





Manchmal bedeutet Glück einfach, noch einmal davongekommen zu sein. Neue Freunde zu finden, sich angenommen, geborgen und zuhause fühlen zu können.

Zum Glück: Gemeinsam spielen, lachen und Spaß haben geht immer, egal, welche Sprache jede und jeder spricht!

Manche Bücher habe ich als Kind geliebt und sie doch nicht behalten; ich habe sie weitergegeben, als ich älter wurde. Für eine gewisse Zeit hatte ich sie dann vergessen und als ich mich wieder an sie erinnerte, waren sie bei den Verlagen vergriffen und höchstens noch antiquarisch - also gebraucht - zu bekommen. So ging es mir mit den "Achtundzwanzig Lachgeschichten" von Ursula Wölfel, die nun glücklicherweise in diesem Herbst neu aufgelegt wurden.

Da gibt es die Maus, die sich nachts in den Laden geschlichen hat und darin immer nur hin und her rennt, weil es von allen Seiten so gut riecht, dass sie darüber vergisst, rechtzeitig mit dem Essen anzufangen. Oder die Frau, die so viel zu tun hat, dass sie alles durcheinander bringt und erstmal ein großes Chaos veranstaltet. Oder den eiligen Mann, der mitten durch die Häuser läuft, weil er glaubt, keine Zeit zu haben, außen herum zu gehen! Geschichten, die in die heutige Zeit noch genauso passen wie in frühere Tage, weil es doch immer wieder dieselben verrückten Sachen sind, die Menschen so - oder so ähnlich - passieren - oder die sie sich ausdenken. Die Autorin Ursula Wölfel, die auch die bekannten "Suppengeschichten" und "Joschis Garten" geschrieben hat, lebt leider seit zwei Jahren nicht mehr, aber ihre Tochter Bettina Wölfel hat die fröhlichen, pfiffigen Illustrationen in der neuen Buchauflage gezeichnet.

Ursula Wölfel, Bettina Wölfel:
Achtundzwanzig Lachgeschichten
1969 (4. Neuauflage 2016)
Thienemann
ISBN: 978-3-522-18231-7
Überall im Buchhandel



Für manche - wie für mich - bedeutet Glück auch, etwas Schönes zu finden oder zu sammeln...












Oder eine schöne Herbstwald-Wanderung....







Oder das Erkunden einer alten Burg...


















 Oder eine schnurrige Begegnung...




Oder eben ein gutes Buch lesen bei einer schönen Tasse Tee!

Was immer es für Euch sein mag:

Ich sende Euch diesen Glückskäfer, auf dass Ihr einen glücklichen Herbst verbringen möget!

Auf bald!

Betty

Sonntag, 21. August 2016

Vom sommerlichen Seele-baumeln-Lassen, Lese-Abenteuern und dem Blick über den eigenen Tellerrand

Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiss,
Das durch den sonnigen Himmel schreitet.
Und schmücke den Hut, der dich begleitet,
Mit einem grünen Reis.


Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser.
Weil`s wohltut, weil`s frommt.
Und bist du ein Mundharmonikabläser
Und hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt.


Und lass deine Melodien lenken
Von dem freigegebenen Wolkengezupf.
Vergiss dich. Es soll dein Denken
Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.


Joachim Ringelnatz (Sommerfrische)



Einmal wieder hat der Sommer uns eingeholt, fast schon überholt. Für manche von Euch sind die Ferien vielleicht schon vorüber, andere haben noch ein paar Tage davon übrig behalten. Ich selbst finde mich irgendwo dazwischen. Meine Ferien sind kurz, was nicht schlimm ist, weil ich eine Arbeit habe, die mir großen Spaß macht. Gern würde auch ich die Tage am liebsten einfach auf der Wiese verträumen, wie es oben der Dichter Joachim Ringelnatz so schön beschreibt. Aber es gibt natürlich noch andere Dinge, solche, die dringend erledigt werden müssen, und solche, die ich unbedingt tun möchte, wie zum Beispiel: schreiben.

Zu Besuch auf Schloss Ribbeck im Havelland
Verreist war ich in diesem Jahr schon, im Frühsommer, und habe zuerst Herrn von Ribbeck im Havelland besucht, über dessen Birnbaumgedicht von Theodor Fontane ich hier in einem früheren Beitrag schon einmal ausführlich geschrieben hatte. Ihr könnt es dort nachlesen.

Das Schloss im Bild wurde jedoch später erbaut und hat nun gar nichts mehr zu tun mit dem "Doppeldachhaus", das es inzwischen leider nicht mehr gibt. Auch den alten Birnbaum gibt es nicht mehr - Reste von ihm werden in der Dorfkirche aufbewahrt -, aber es wurden im Schlosspark viele neue Birnbäume gepflanzt, und zwar wurden hier ganz verschiedene Birnensorten aus allen Bundesländern Deutschlands zusammengetragen. Im Moment sind diese Baumsetzlinge natürlich noch sehr klein, aber ich denke mir, dass in einigen Jahren stattliche, ansehnliche Birnbäume aus ihnen werden, die helfen, die alte Geschichte lebendig zu halten, und vielleicht besucht Ihr sie ja dann einmal. Oder Eure Kinder und Enkel. Denn Bäume pflanzt man nun einmal nicht für sich selbst, sondern für die nächsten Kinder, die nachwachsen. Dafür dürfen wir uns an alten Bäumen freuen, die andere Menschen - oder manchmal auch Tiere - oder der Wind! - gepflanzt haben, als wir noch lange nicht geboren waren.

Alte Kastanienallee auf der Insel Rügen


Altes Schulzimmer im Schulhaus Ribbeck
An Sehenswertem gibt es in dem kleinen Ort Ribbeck auch noch ein altes Dorfschulhaus mit einem gemütlichen Café, wo Ihr das ehemalige Schulzimmer mit den alten Holzbänken und Schiefertafeln, auf denen viele Eurer Großeltern noch das Schreiben gelernt haben, besichtigen könnt. Solltet Ihr also einmal nach Brandenburg kommen - oder gar in der Nähe wohnen, kann ich Euch einen Besuch dort nur empfehlen!






Süderleuchtturm / Insel Hiddensee
Weiter ging es zu den traumhaft schönen Inseln Rügen und Hiddensee und ihren Leuchttürmen, von denen ich Euch einige "mitgebracht" habe...













Leuchtturm Dornbusch / Hiddensee




Die Leuchttürme von Arkona / Insel Rügen


Kap Arkona / Rügen:
Alter und neuer Leuchtturm


Eine interessante Entdeckung im Ort Vitte auf der Insel Hiddensee war auch die Figurensammlung "Homunkulus", wo es Puppen und Requisiten zu bestaunen gibt, die alle einmal in Theaterstücken der Seebühne Hiddensee mitgespielt haben. 










Außerdem hatte ich unterwegs natürlich wieder viele nette Begegnungen mit Vier- und Zweibeinern...

Pferde auf Hiddensee




Junge Silbermöwe im Hafen Sassnitz auf Rügen



















Freund Kormoran auf Fischfang im Sassnitzer Hafen





Schlummernde Café-Katze

















"Mäh-Arbeiter" als Landschaftspfleger am Kap Arkona




Junger Haussperling im Rügenhof Arkona
Und natürlich konnte ich es auch wieder nicht lassen, in diversen Bücherecken zu stöbern, denn gerade in den Ferien sollte Zeit sein zum ungestörten Lesen und Sich-Vorlesen-Lassen.

So fand ich eine schöne Sammlung mit illustrierten Märchen aus der damaligen DDR, die dieses Jahr neu aufgelegt werde. Viele darin sind alte Bekannte, wie Rotkäppchen, Aschenputtel oder die Bremer Stadtmusikanten, manche wiederum sind hier weniger bekannt, wie zum Beispiel der "Dumme Iwanuschka" aus einem Märchen aus Russland, über dessen Missverständnisse und Missgeschicke ich als Kind schon viel lachen musste.


"Guten Tag, Rotkäppchen", sprach der Wolf
Illustrierte Märchen aus der Zeit der DDR
Weinheim 2016 (Beltz)
ISBN: 978-3-407-77201-5
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Ich bin mit Kinderbüchern aus der DDR aufgewachsen, obwohl ich nicht dort gewohnt habe. Ich kannte das Land damals nur von Besuchen. Meine Mutter kam aus Döbeln in Sachsen und ich hatte dort noch viele Verwandte und Bekannte, mit denen wir uns Pakete hin und her schickten. Sie bekamen von uns Kaffee, Kakao und andere Dinge, die damals dort schwer zu bekommen waren, und sie wiederum schickten Bücher. Gerade in der DDR gab es viele talentierte Illustratoren, also Leute, die sehr schöne Bilder zu den Geschichten gestalteten, und so war ich im Besitz vieler schöner Bilderbücher. Die meisten davon habe ich nicht mehr, umso mehr freue ich mich, dass manche Verlage sie nun neu herausbringen. Somit gehen uns diese Schätze von einst nicht verloren!

Sogar mein allererstes Tier-Bilderbuch habe ich wiedergefunden; es ist natürlich etwas für die Kleinen, aber auch für alle anderen, die schöne Bilderbücher einfach lieben und sammeln:




Elsbeth Friemert/Ingeborg Meyer-Rey (Illustrationen):
Wer kennt meine Tiere
Weinheim 2016 (Beltz)
ISBN: 978-3-407-77121-6

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Einen klassischen Ferienschmöker, der schon früher Kinder begeistert hat, habe ich wiederentdeckt und neu gelesen.

Viel erleben kann, wer eine Reise tut, noch dazu zum ersten Mal allein, wie Emil, der mit dem Zug von Neustadt nach Berlin fährt, um seine Großmutter, seine Tante und seine Kusine "Pony Hütchen" zu besuchen. Unterwegs wird ihm sein Reisegeld gestohlen, für das seine Mutter, die allein mit ihm lebt, lange arbeiten und sparen musste. Da gibt es nur eins: Er muss den Dieb finden und sein Geld wiederbekommen! Was tun? Alleine wäre es wohl schwierig. Aber Emil findet Freunde...

Erich Kästner:
Emil und die Detektive
Berlin 1929
(Dressler)
ISBN-13: 978-3-7915-3012-3

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Was dieses Buch - auch für die Großen - so besonders macht: Es lässt beim Lesen ein Bild des alten Berlin entstehen, mit Pferdekutschen, den ersten Autos und Straßenbahnen, wie wir es sonst nur von wenigen alten Bildern kennen. Und leider leben nicht mehr viele der älteren Menschen, die uns noch davon erzählen könnten. So bleibt dieses Buch ein Klassiker für alle Zeiten und Emils Abenteuer, mit Erich Kästners unvergleichlichem Humor erzählt, lesen sich noch ebenso spannend wie einst.


Wir alle werden nicht jünger - und der Deutsche Jugendliteraturpreis wird 60 Jahre alt! Mit ihm wurden und werden Bücher ausgezeichnet, die nicht nur gut geschrieben und mit schönen Bildern illustriert sind, sondern auch das Verständnis der Menschen füreinander fördern, denn nur mit Interesse aneinander und Respekt voreinander kann es möglich werden, in Frieden zusammenzuleben und Freundschaft zu schließen.

Zu diesem besonderen Geburtstag nun ist ein ganz besonderes Buch erschienen mit preisgekrönten Geschichten aus den zurückliegenden 10 Jahren. Wir finden darin bekannte Autorinnen und Autoren wie Kirsten Boie oder Peter Härtling, aber auch Namen, die es noch zu entdecken gilt. Denn sie kommen aus 5 Kontinenten und zählen zu den besten Kinderbuchschriftstellern der Welt. Und so handeln auch die Geschichten von Kindern aus aller Welt und ihren Schicksalen - und wir werden wieder einmal feststellen, dass alle sich sehr ähnlich sind in ihrem Fühlen und Denken und ihren Träumen - und dass das, was uns allen gemeinsam ist und uns verbindet, sehr viel größer ist, als das, was uns unterscheidet.

Stephanie Jentgens (Hg.):
Was ist los vor meiner Tür?
20 Geschichten der Besten
zum 60. Geburtstag des Deutschen Jugendliteraturpreises
Berlin 2016 (Jacoby & Stuart)
ISBN 978-3-942787-87-1
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Ich wünsche Euch noch einen schönen verbleibenden Sommer mit vielen spannenden Lese-Abenteuern und einen guten Start in den Herbst!

Viele liebe Grüße

Eure Betty







Sonntag, 8. Mai 2016

Von Frühlingsentdeckungen, Bücher klauenden Hasen und schüchternen Katzen

Grüß Gott, du schöner Maien,
da bist du wiedrum hier,
tust Jung und Alt erfreuen
mit deiner Blumenzier.
Die lieben Vöglein alle,
sie singen all so hell.
Frau Nachtigall mit Schalle
hat die fürnehmste Stell.

Die kalten Wind verstummen,
der Himmel ist gar blau;
die lieben Bienlein summen
daher auf grüner Au.
O holde Lust im Maien
da alles neu erblüht,
du kannst mir sehr erfreuen
mein Herz und mein Gemüt.

Volkslied 



Rotkehlchen im Frühlingswald
Nun ist er doch endlich überall eingekehrt, der Frühling, den mir dieser kleine Sänger schon im März angekündigt hatte, und der dann doch zwischendurch noch einmal die eine oder andere Pause eingelegt hatte.

Wie immer ist dies die Zeit, nach draußen zu gehen, sich an frischer Luft zu bewegen, die Natur zu beobachten und immer wieder Neues zu entdecken.

Die Kinder, die den Hort besuchen, an dem ich arbeite, sind gern draußen und wandern auch gern, was viele Erwachsene überrascht. Sie beschweren sich sogar, wenn  eine Wanderung wegen zu schlechten Wetters ausfällt!

Seid auch Ihr gern in der Natur unterwegs? Im letzten Jahr hatte ich hier einige Bestimmungsbücher für Kinder vorgestellt. Mit zu vielen Büchern im Gepäck kann der Rucksack jedoch schon mal sehr schwer werden. Hier ist nun ein Naturführer neu erschienen, der alles Wissenswerte über Tiere und Pflanzen in einem Buch enthält. Sehr gute Fotografien und Zeichnungen helfen beim schnellen Erkennen und Bestimmen, außerdem erhaltet Ihr viele Tipps und Anregungen zum Genauer-Hinsehen, Forschen und Basteln.

Frank und Katrin Hecker
Der große Naturführer für Kinder
Tiere & Pflanzen
Stuttgart 2016 (Ulmer)
256 S., 245 Farbfotos, 230 Zeichnungen, kart.
ISBN 978-3-8001-0391-1
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Link zum Buch



  
Buschwindröschen




Gelbes Windröschen
Auch ich war die letzten Wochen sehr viel auf Frühlingspfaden unterwegs, am Neckar, wo ich geboren bin, im Kraichgau, wo ich wohne, und im Schwarzwald, den ich besonders liebe. Hierbei habe ich vor allem Gegenden aufgesucht, die ich schon früher einmal besucht hatte und von denen mir in Erinnerung geblieben war, dass dort etwas seltenere Blumen zu finden sind. Diese wollte ich gern fotografieren, um sie Euch zu zeigen, so wie hier das gelbe Windröschen - das weiße Buschwindröschen oben, auch "Anemone" genannt, kennt Ihr ja bestimmt? - oder weißen Hahnenfuß.


Weißer platanenblättriger Hahnenfuß


Süßkirschenbaum in Blüte
Aber auch die Bäume auf den Streuobstwiesen - wie dieser Kirschbaum - entfalten im Frühling ihre ganze Pracht. Solche Wiesen, die leider immer seltener werden, sind ein wichtiger Lebensraum und Rückzugsort für Pflanzen und Tiere, aber auch für Menschen, und brauchen dringend unsere Aufmerksamkeit und unseren Schutz! Auch "meine" Kinder erlebten, wie schön es ist, auf einer Streuobstwiese zu picknicken, dort Schatten zu finden, an den Blüten zu riechen, die unterschiedlichen Baumrinden zu befühlen, Ameisen und Käfer zu beobachten und dem Gesang der Vögel zuzuhören.


Blühende Süßkirsche


Birnenblüten

Apfelblüten


Gänseblümchen
Auf Streuobstwiesen finden sich auch viele Blumen, die es anderswo eher schwer haben. Am besten sollten wir diese nur anschauen und stehen lassen, damit sie weiter wachsen und blühen können. Gerade auch für die Bienen sind sie sehr wichtig. Das liebe, alte Gänseblümchen jedoch ist eine Blume, die das ganze Jahr über an vielen Orten sehr zahlreich wächst, wie auch der Löwenzahn; hiervon darf man sich schon einmal einige für das Flechten von Blumenkränzen pflücken, was unsere Kinder sehr gerne tun.




Veilchen


Und lesen? Oder sich vorlesen lassen? Das kann man natürlich auch sehr gut draußen, zum Beispiel gemütlich auf einer Decke! Oder in einer Hängematte.


Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber es sind doch immer wieder die sogenannten Klassiker, die Kleine und Große gemeinsam begeistern - und dies ist ja die beste Voraussetzung dafür, dass beim Vorlesen alle ihren Spaß haben, Vorlesende ebenso wie Zuhörende!

Wiedersehen feiern oder Neues entdecken mit alten, lieben Bekannten und Freunden wie Pippi, Michel, Pelle, dem Sams, Seeräubermoses oder Pu, dem Bären, lässt sich mit diesem liebevoll von der Redaktion Zeitschrift "Landlust" gemeinsam mit dem Oetinger Verlag
zusammengestellten Vorlesebuch, ideal für den Frühling und den kommenden Sommer:

Landlust (Hrsg.)
Das große Landlust-Vorlesebuch
Münster 2015 (Landwirtschaftsverlag)


ISBN 978-3-7843-5430-9
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Bilderbücher hingegen sind auch noch bei Schulkindern sehr beliebt, besonders, wenn es darin viel zu entdecken und zu lachen gibt.

Nein, dieser verwegene Hase ist nicht etwa von Ostern übrig, wie man glauben könnte; vielmehr ist er ganzjährig auf der Suche nach - nicht Ostereiern, keineswegs! - Büchern! Und immer mehr Büchern! Möglicherweise war er auch schon mal bei Euch? Ihr erkennt es daran, wenn Euch im Regal plötzlich ein heißgeliebtes Buch fehlt und stattdessen eine angeknabberte Möhre oder ein Salatblatt dort liegt! Denn Henri ist ein gesuchter Bücherdieb, der das Stibizen nicht lassen kann. Dass ihn dies früher oder später in Schwierigkeiten bringen wird, ist ja klar, denn - bei aller Liebe zu Büchern - Klauen geht natürlich gar nicht! Wie Henri nun schließlich überführt wird, wie aus dem Dieb und einem der bestohlenen Bücherwürmer schließlich Freunde werden und welche Lösung der neue Freund für Henri parat hat, erfahrt Ihr in diesem witzigen Buch, mit dem "meine" Kinder aus der ersten Klasse viel gelacht und sich über Bücher, die sie kennen, ausgetauscht haben.


Emily MacKenzie:
GESUCHT!
Henri, der Bücherdieb
Köln 2016 (Lingen)
ISBN 978-3-9451-3653-9
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Redaktionskatze Lisa


Für die Katzenfreundinnen und -freunde unter Euch gibt es wiederum einen brandheißen Bilderbuchtipp unserer Redaktionskatze Lisa, - auch wenn sie eher keine schüchterne, ängstliche Katze ist.

Katzenfreundin Henriette jedoch gründet eines Tages ein Heim für schüchterne und ängstliche Katzen - und siehe da: Es werden immer mehr, die bei ihr Zuflucht suchen. Eines Tages jedoch gerät Henriette beim Milchholen in unvorhergesehene Schwierigkeiten. Für die schüchternen Stubentiger bedeutet dies zunächst einen großen Schrecken, aber auch eine Chance, gemeinsam über sich hinauszuwachsen und fortan zu unglaublich mutigen Katzen zu werden. Dieses Bilderbuch ist eine leise, liebevolle Geschichte mit bezaubernden Zeichnungen, witzig und nachdenklich zugleich.

Alicia Potter
Ulli und Herbert Günther (Übers.)
Birgitta Sif (Illustr.)

Henriettes Heim für schüchterne und ängstliche Katzen
Hildesheim 2015 (Gerstenberg)
ISBN 978-3-8369-5888-2

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Nach so vielen Buchtipps bleibt mir nun, Euch noch einen tollen Lese-Frühling mit vielen spannenden Entdeckungen zu wünschen, - ob drinnen oder draußen!

Bis bald!

Viele liebe Grüße

Betty