Sonntag, 16. November 2014

Im Herbst auf Reisen - mit Büchern im Gepäck

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«



So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?«

So klagten die Kinder. Das war nicht recht -
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn' ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

Und die Jahre gingen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: »Wiste 'ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.«

So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

Theodor Fontane



Die "liebe Herbsteszeit" in Theodor Fontanes Gedicht, das ich sehr mag, - nun, sie ist leider viel schneller verstrichen, als es mir lieb sein konnte. Sie war für mich angefüllt mit Lernen und Reisen, und ich habe sie sehr genossen, nur, dass ich allzu gern mehr Zeit für dieses Blog gehabt hätte, das mir sehr am Herzen liegt.

An Fontanes Gedicht musste ich denken, als mich mein Weg durchs Havelland, führte, jene bezaubernde Flusslandschaft in der Nähe von Berlin, und links und rechts der Autobahn Kraniche auf ihrem Durchzug in den Süden rasteten.


Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland
von Theodor Fontane
illustriert von Bernd Streiter
Ueberreuther Verlag, Berlin 2012
14,95 €
ISBN: 978-3-219-115146-8


Da ich die 125 Jahre alte Ballade vom Birnbaum des Dichters Theodor Fontane schon in meiner Kinderzeit liebte, kam mir in den Sinn, dass es hierzu doch auch ein Buch für Kinder geben müsste, und bin schließlich fündig geworden. Dieses schöne, stimmungsvolle Bilderbuch mit Aquarellen von Bernd Streiter erzählt anschaulich die Geschichte des adligen Herrn, der Kindern stets gern von den Früchten seines Baums abgab. Als er jedoch alt geworden war und wusste, dass er nicht mehr lange zu leben hatte, kam ihm in den Sinn, dass sein geiziger Sohn den Kindern wohl nichts übrig lassen würde. Er dachte nach und hatte alsbald eine Idee!

Wer gern mehr über das Gedicht und die Zeit, in der es entstand, erfahren möchte, kann sich darüber hinaus auf der Internet-Seite der Ur- und Ur-Ur-Enkel des Herrn von Ribbeck umsehen, die hierzu vieles gesammelt haben. Hier geht es zur schön gestalteten Homepage der Familie von Ribbeck.

Über meine Reisen werde ich in meinem Haupt-Blog Betty's Corner in wenigen Tagen ausführlicher berichten. Ihr dürft gern auch dort hineinschauen. Hier möchte ich nur erzählen, was für insbesondere Kinder interessant sein könnte.


Wer die vier pfiffigen Gesellen im Bild kennt, wird schnell erraten, wohin mich eine Studienreise geführt hat. Auch wenn die Stadtmusikanten im Märchen dort ja bekanntlich nie angekommen sind, weil sie inzwischen das Räuberhaus im Wald als neue Bleibe passend gefunden hatten, hat die Stadt Bremen ihnen eines Tages ein Denkmal an die Seite ihres Rathauses gesetzt, das, wie ich finde, sehr gut dort hin passt. Selbst im Dunkeln machen Esel, Hund, Katze und Hahn doch eine gute Figur, oder was meint Ihr?



Interessante Orte für Kinder entdecken war Sinn und Zweck dieser Reise, und so konnte ich deren einige kennenlernen und näher anschauen, wie die Freinet-Kindertagesstätte Prinzhöfte, im schönen Naturpark Wildeshauser Geest gelegen. Diese befindet sich in einem ehemaligen Bauernhof mit einem großen Garten- und Naturgelände rings herum, was bedeutet: Jede Menge Platz zum Toben und Spielen, Herumstrolchen und Entdecken, aber auch die Möglichkeit, einen Garten zu gestalten und mit Tieren umzugehen. Die Kinder dort bringen ihre eigenen Ideen ein und entscheiden über die Dinge, die sie selbst und das Leben und Lernen in der KiTa betreffen, gleichberechtigt mit. Das Konzept der Kindertagesstätte orientiert sich nach dem französischen Dorfschullehrer Célestin Freinet, der sich vor etwa hundert Jahren sehr viele Gedanken darüber gemacht hat, wie Kinder besser lernen können, und den Mut hatte, den Unterricht an seiner Schule völlig anders zu gestalten, als damals - und leider muss ich sagen: auch noch heute an den meisten Schulen - üblich.



Ein weiterer Ausflug führte mich zu einer Stadtteilfarm in einem Bremer Vorort, wo im Rahmen von offener Kinder- und Jugendarbeit Kinder in ihrer Freizeit Erfahrungen mit Tieren sammeln können. Auf einem großen Gelände finden sich dort Pferde, Esel, Ziegen, Schafe, Mini-Schweine, Katzen, Gänse, Laufenten und sogar Alpaka-Lamas, so dass sich für jeden ein Lieblingstier finden dürfte. Ich selbst hatte dort Gelegenheit, Erfahrungen mit Alpakas zu sammeln. Diese Tiere waren auch für mich recht neu, da ich solche zuvor immer nur hinter Zäunen bestaunt hatte. Hier ging es nun darum, ihnen ein Halfter anzulegen und mit ihnen über einen Parcours zu gehen, ein besonderes Abenteuer, da es sehr reservierte und eigenwillige Tiere sind. Gleichwohl sind sie aber sehr charmant und sanft, und ich kann Euch entgegen allem, was man Euch über sie erzählt haben mag, versichern: Sie spucken keineswegs, wenn man freundlich mit ihnen umgeht! 























Kaum hatte ich nach der Rückkehr aus Bremen die Koffer ausgepackt, konnte ich sie auch schon wieder einpacken, denn die Herbstferien wollte ich in diesem Jahr auf der schönen Insel Rügen verbringen. Ich wohnte dort ganz in der Nähe der berühmten Kreidefelsen, die seit Jahrhunderten viele Maler und Dichter inspiriert haben. Und sie sehen auch wirklich aus wie gemalt!









Wer genau hinschaut, sieht die Menschen unten am Strand ameisenklein und kann sich so gut vorstellen, wie hoch die Klippen dort sind. Dass es gilt, Acht zu geben und nicht zu nahe an die Kante zu treten, auch keine Absperrzäune zu überklettern, versteht sich in diesem Fall von selbst!






Für alle, die in diesem Jahr ihre Ferien auch an der See verbracht haben und jetzt an regnerischen Novembertagen vielleicht noch dabei sind, ihre gesammelten Schätze zu sortieren, habe ich ein Strandsteine-Bestimmungsbuch für Kinder gefunden, an dem auch Kinder mitgearbeitet haben. Anhand guter Fotos lassen sich die Steine gut vergleichen und es lässt sich vieles über ihre Herkunft erfahren.


Frank Rudolf: Strandsteine für Kids,
Wachholtz Verlag, Neumünster 2011

9,90 €
ISBN: 978-3-529-05414-3


















Natürlich gehören zur See auch Leuchttürme und meine Lieblingsleuchttürme will ich Euch hier nicht vorenthalten. Zu ihnen gehört der besonders schöne Leuchtturm Dornbusch auf der Insel Hiddensee, die man von Rügen aus mit der Fähre erreichen kann. Die Bilder zeigen, dass es auch bei Nebel reizvoll sein kann, hinzuwandern. 













Und weil wegen des Wetters das übliche Gedränge weg fiel, hatte ich genügend Ruhe und Zeit, mir seine Laterne genauer anzuschauen.

 










Das Besondere an Hiddensee: Es gibt dort keine Autos - und deshalb auch keinen Lärm und Gestank. Man geht zu Fuß, fährt Fahrrad oder nimmt die Pferdekutsche.















Am nördlichsten Punkt Rügens liegen die beiden Leuchttürme von Kap Arkona. Der kleinere ist der ältere von ihnen und heute nicht mehr in Betrieb, aber man kann beide besichtigen, - sofern man fit ist im Treppensteigen. Es lohnt sich dies auf jeden Fall und zwischendurch ergeben sich immer wieder ungewöhnliche Aus- und Durchblicke von Turm zu Turm.




























































Und da es im Herbst gerade im Norden sehr früh dunkel wird, konnte ich bereits auf dem Nachhauseweg das Leuchtfeuer beobachten.

An meinem letzten Tag fand ich dann, als wenn es so sein sollte, noch ein Buch mit Vorlesegeschichten, die allesamt an der Ostsee spielen. Sie sind von dem leider in diesem Sommer im Alter von fast 89 Jahren verstorbenen Benno Pludra, der in der damaligen DDR bekannter war als in der Gegend, in der ich wohne. Ich selbst hatte jedoch als Kind Verwandte in der DDR, die mir Bilderbücher schickten, und so kennen nun auch meine Kindergartenkinder "Heiner und seine Hähnchen", den Jungen mit dem weißblonden Igelhaar, der am Strand einschläft, als er Sand für seine Hähnchen holen will, denen Regenpfeifer, Möwe und Kiebitz nach ihm suchen helfen. Auch seine Geschichte findet sich selbstverständlich in diesem Buch, das mit ins Gepäck musste, und auf das vorzulesen ich mich schon freue.


Benno Pludra:
Bootsmann, Lütt Matten und all die anderen
Die schönsten Vorlesegeschichten
Verlagsgruppe Beltz, Weinheim 2011

14,95 €

ISBN 978-3-407-77114-8















So wünsche ich Euch einstweilen noch ein paar schöne Herbsttage, die wir in diesem Jahr etwas länger genießen dürfen! Und für Regenwetter gibt es ja zum Glück - Bücher!

Herzliche Grüße

Eure Betty